Die Korbflechterstube
Der handwerkliche Begriff des Flechtens, verbunden mit der Wohnstube, scheint ein Widerspruch zu sein. Bedenkt man jedoch, dass die Korbflechterei vorzugsweise in winterlicher Heimarbeit als Nebenerwerb zur landwirtschaftlichen oder handwerklichen Tätigkeit ausgeübt wurde, so ergibt es einen Sinn, in der Stube zu arbeiten. Historische Fotos, über die auch die Arbeitsgemeinschaft Biotopschutz zahlreich verfügt, stellen tatsächlich eine "gesellige Runde" von Männern, Frauen und Kindern bei der Flechtarbeit in der Wohnstube dar. Man erkennt dort neben Tischen und Stühlen solide Schränke, eine Wanduhr, Fotos und andere Erinnerungstücke. Nur - was so gesellig aussieht, war das Ergebnis bitterer Notwendigkeit: Die Heimwerker trafen sich in der kalten Jahreszeit reihum bei den ebenfalls heimwerkenden Nachbarn, damit immer nur eine Stube beheizt werden musste. Auch führte nicht jeder von ihnen alle Handgriffe an einem Objekt aus. Vielmehr wurde der jeweilige Gegenstand in Arbeitsteilung gefertigt. Die einzelnen Nachbarschaften hatten sich darüber hinaus auf bestimmte Produkte spezialisiert, die sie schnell in größerer Stückzahl fertigen konnten. Die Aufkäufer und Zwischenhändler stellten dann die Sortimente zusammen, die in ganz Deutschland vermarktet wurden. Die Arbeitsgemeinschaft Biotopschutz hat auf dem Landschaftshof eine Korbflechterstube mit historischen Objekten nachgebildet. Sie vermittelt einen guten Einblick in das soziale Leben der Heimarbeiter um die Jahrhundertwende des 19. zum 20. Jahrhundert. In dieser historischen Umgebung finden die Flechtkurse statt, die auf dem Landschaftshof angeboten werden. |
Korbflechterstube
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